Bei Lesungen in der Evangelischen Stadtakademie in München und der VHS im Landkreis München Nord haben Besucher mich gefragt, ob der Terror in Ländern wie Somalia dafür sorgt, dass immer mehr Bewohner nach Europa fliehen. Ein spannendes und facettenreiches Thema. Zahlen des UN-Flüchtlingshilfswerks belegen keinen direkten Zusammenhang, vielleicht auch deshalb, weil diejenigen, die heute noch in Somalia leben, zu den Chancenlosen gehören – ihnen fehlen Geld, Beziehungen und auch Bildung zur Flucht ins weit entfernte Ausland. Mit Glück schaffen sie es nach Mogadischu oder nach Kenia. In Nigeria sieht es ähnlich aus.
Ein bewegendes Einzelschicksal hat indes Jonathan Fischer in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung aufgeschrieben: er berichtet von einem Somali namens „Moha“, der es auf der Flucht vor der Shabaab bis nach München geschafft hat. Eine eindringliche Geschichte. Fischers Fazit: Deutschland braucht Leute wie Moha.
Dass Somalia immer noch zu den Ländern gehört, in denen die Menschen besonders unter Terror leiden, zeigt der aktuelle Global Terrorism Index. Allerdings hat Nigeria Somalia längst überholt (Rang 4, nach Irak, Afghanistan und Pakistan, aber noch vor Syrien), und Kenia ist auf Rang 12 auf dem Weg ganz nach oben in diesem traurigen Ranking. Nach welchen Kriterien der Index erstellt wird und mehr zu den Ergebnissen gibt es im Bericht, den man hier herunterladen kann.
Die Shabaab steht unter wachsendem Druck. Gerade erst ist (mehreren Quellen zufolge) eine Waffenlieferung an die Terrorgruppe abgefangen worden, dank einer neuen Resolution des UN-Sicherheitsrats, die Kontrollen zur See vor Somalia erlaubt. Die Terroristen reagieren mit einer Charmeoffensive, zu der auch so skurrile Propagandaaktionen wie ein „Fun Day“ in Jilib mit Sackhüpfen und Eierlaufen gehören. Mit Photos!
Wer von der Terrorgefahr profitiert, berichtet der Economist: ihm zufolge gehen Afrikas Armeen mit dem Terrorargument auf Großeinkauf – ein Fakt, von dem auch Autokraten und Diktatoren, vor allem aber mögliche Putschisten profitieren dürften. Dass Terrorgruppen wie Boko Haram selbst groß im Waffengeschäft mitmischen, zeigt ein aktueller Bericht des Combating Terrorism Centres in West Point, USA.
Last but not least ist derzeit die aktuelle Ausgabe von Zenith im Bahnhofsbuchhandel erhältlich, das Thema: Business mit dem Dschihad. Eine spannende Lektüre mit vielen Belegen für die kriminellen Motive der angeblichen Gotteskrieger.