Tod eines Dschihadisten

FBI-Fahndungsphoto von Abu Mansur al-Amriki

Todgesagte leben tatsächlich länger, aber auch nicht ewig: schon mehrfach hieß es, der US-amerikanische Dschihadist ‚Al-Amriki‘ sei in Somalia getötet worden. Die Shabaab, die mit Al-Amriki ausfiel, suchte ihn seit langem. Jetzt gilt als bestätigt, dass er heute früh gemeinsam mit einem Briten pakistanischer Herkunft („Osama Al-Britani“) von Kämpfern der Shabaab nahe Mogadischu getötet wurde. Aus diesem Anlass hier noch einmal das leicht überarbeitete Stück über Al-Amriki, das ich vor einem Jahr an dieser Stelle veröffentlicht habe.

Vor sieben Jahren fasste Omar Shafik Hammami einen Entschluss: der in Alabama geborene Sohn eines syrisch-stämmigen Vaters und einer Mutter mit irischen Wurzeln verließ seine somalische Frau und die gemeinsame in Ägypten geborene  Tochter und flog nach Somalia. Sein Ziel: in Somalias ‚heiligem Krieg‘ zu kämpfen. Als Abu Mansur al-Amriki (der Amerikaner) wurde der heute 28-jährige schnell zu einer Schlüsselfigur der islamistischen Shabaab, vor allem bei der Anwerbung amerikanischer Exil-Somalis und dem Einwerben von Geld in den USA. Al-Amriki, gegen den seit 2007 ein US-Haftbefehl vorlag, rief via YouTube zum Dschihad auf und malte Somalia als Paradies auf Erden.

Doch dann wendete sich das Blatt. Die Washington Post beschreibt vor einem Jahr, wie sich Al-Amriki vom Vorzeige-Islamisten zum von Heimweh geplagten Zweifler (er vermisst chinesisches Fast Food, seine Eltern in Alabama und die zurückgelassene Tochter) mit Todesangst gewandelt zu haben scheint. Die Entwicklung zeichnet sich seit langem ab: in einem YouTube-Video vom Frühjahr 2012 sprach Al-Amriki auf einmal nicht mehr nur vom Tod aller Ungläubigen, sondern warf seinen eigenen Kampfgenossen der Shabaab vor, ihn umbringen zu wollen. In seiner online veröffentlichten Autobiographie beschrieb er zudem, wie hart es ist, ein Dschihadist zu sein.

Im Vorwort versicherte Al-Amriki noch, er sei ‚am Leben und in guter Verfassung‘. Doch wo genau er steckte, seit er vor AMISOM-Truppen aus der Hafenstadt Merka flüchtete, war bis heute ungewiss. Die USA hatten zuletzt fünf Millionen US-Dollar auf seine Ergreifung ausgesetzt.