UN-Organisationen rechnen damit, dass die eskalierenden Kämpfe zwischen Islamisten sowie französischer und malischer Armee im Norden Malis die Möglichkeiten humanitärer Hilfe für die notleidende Bevölkerung weiter einschränken werden. Derzeit würden deshalb Alternativen zur Verteilung von Hilfe jenseits der malischen Grenzen geprüft, erklärte eine Sprecherin des Welternährungsprogramms (WFP) am Freitag in Genf. Das genaue Ausmaß der Fluchtbewegungen seit Beginn der Kämpfe sei derzeit noch unklar. Das UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR bereitete sich nach Angaben vom Freitag aber auf mehr als 700.000 Vertriebene und Flüchtlinge vor. 400.000 davon würden im Ausland erwartet, zusätzlich zu den seit Beginn der Krise vor einem Jahr registrierten 147.000 Flüchtlingen und 229.000 intern Vertriebenen. Einem UNHCR-Sprecher zufolge sind seit Beginn der französischen Luftangriffe am vergangenen Donnerstag 2.744 Malier ins Ausland geflohen. Als Grund gaben die Flüchtlinge, zum größten Teil Tuareg, die Angst vor den eskalierenden Kämpfen sowie massive Menschenrechtsverletzungen von Seiten der Islamisten an. Diese versuchten jetzt, Zivilisten mit Geldsummen zum Kampf gegen die malische Armee zu bewegen.
Ein am Freitag in Genf präsentierter Expertenbericht des UN-Hochkommissariats für Menschenrechte wirft den Islamisten ebwnso wie der malischen Armee schwere Menschenrechtsverletzungen vor. Im Norden Malis habe es seit der Machtübernahme der Islamisten vor einem Jahr immer wieder Massenerschießungen und willkürliche Ermordungen gegeben. So habe die zunächst mit den Islamisten verbündete Tuareg-Bewegung MNLA Studenten als menschliche Schutzschilder benutzt und nach der Kapitulation von Regierungssoldaten 94 von ihnen ermordet. In mindestens zehn Fällen seien mutmaßlichen Dieben Gliedmaßen amputiert worden. Der Armee wirft die Expertenkommission unter anderem vor, mutmaßliche Gegenputschisten gefoltert, verschleppt oder ermordet zu haben.
Ungewiss war am Freitag auch die medizinische Versorgungslage in den Kampfgebieten. Ein Sprecher der Weltgesundheitsorganisation (WHO) teilte am Freitag in Genf mit, man habe der malischen Regierung auf Wunsch Medikamente und andere medizinische Versorgungsgüter zur Verfügung gestellt, die in der Stadt Mopti benötigt würden. Dorthin sollen nach Regierungsangaben zahlreiche Verletzte aus der umkämpften Stadt Konna zur Behandlung gebracht worden sein. Die Organisation Ärzte ohne Grenzen forderte unterdessen alle Konfliktparteien auf, humanitären Organisationen umgehenden Zugang nach Konna und in andere von den Kämpfen betroffene Gebiete zu ermöglichen. Seit Montag laufende Verhandlungen mit Malis Regierung und Militär sowie mit der französischen Armee hätten bislang keine Ergebnisse gebracht. Die Zufahrtsstraßen nach Konna und in den Norden sind der Organisation zufolge von der malischen Armee gesperrt worden.