Spätestens im August vergangenen Jahres sah es so aus, als würde eine Nation in Somalia endlich einmal wirklich alles richtig machen: da landete der türkische Premier Recep Tayyip Erdogan nicht nur in Mogadischu, er brachte auch noch seine Frau mit – der erste Staatsbesuch seit dutzenden Jahren. Und dann blieben die beiden auch noch über Nacht, angespannte Sicherheitslage hin oder her. Die Somalis waren hingerissen: de Besuch war ein Symbol der so lange erhofften Normalität. Straßen waren mit türkischen Fähnchen dekoriert, die Leute jubelten begeistert – weil sie es so meinten.
Seitdem hat die Türkei eine Botschaft eröffnet. Turkish Airways fliegt von Istanbul mehrfach wöchentlich nach Mogadischu. Und eine Handvoll türkischer Hilfsorganisationen verteilt Hilfsgüter in Mogadischu. Dass das Verhältnis der muslimischen Bruderstaaten zueinander nicht nur Gold ist, haben die Türken (und die Somalier) inzwischen allerdings gelernt: türkische Helfer wurden vorübergehend festgenommen, als sie Hilfe in Gebiete lieferte, die von der Shabaab kontrolliert wird. Von zivilgesellschaftlichen Gruppen hagelte es Kritik, weil sie sich beim Doppelgipfel zu Somalia in Istanbul (Mai/Juni 2012) nicht ausreichend einbezogen fühlte.
In einem Bericht fragt jetzt die International Crisis Group, was die Türkei mit ihrem Somalia-Engagement eigentlich bezweckt – und mahnt den türkischen Staat, für den Erdogan eine regionale Großmachtsrolle vorgesehen hat, zur Vorsicht. Denn bislang lassen die Türken aus Sicht der Crisis Group jedes in Somalia so wichtige politische Feingefühl vermissen. Bei ihrer Hilfe achtet die Türkei zudem kaum auf Korruption, die Einhaltung von Gesetzen der den Aufbau demokratischer Institutionen und Strukturen. Wenn sich das nicht ändere, so warnen die Experten, könnte der türkische Versuch, sich in Somalia zu profilieren, komplett daneben gehen – und die Türken wie so viele andere vor ihnen gezwungen sein, das Land in Schimpf und Schande zu verlassen.